Was ist Gelassenheit?

Ein kleiner Beitrag
über einen großen Beitrag für gelingende Zusammenarbeit:    
die Schärfung des Begriffs.
Gelassenheit Introvision Wahrnehmung

“Was ist Gelassenheit bitteschön ?! Was soll das sein?? Hab.ich.kei.ne.Zeit.für.“  So mein guter alter Freund neulich beim Bier. 
„Brauchst Du auch nicht. Der richtige Moment dafür ist nämlich immer Jetzt.“
„Hahaha stimmt! Prost!“

Tja, was ist Gelassenheit? 

Der Begriff an sich löst unterschiedlichste Assoziationen aus:

Jedes Mal, wenn ich ihn in einem Team fallen lasse, macht mindestens Einer spontan die Meditationsgeste, Mittelfinger und Daumen berühren sich. Dann sagt er: OMMMmmmm (es waren bisher ausschließlich Männer, die dies taten). Einige lachen, andere verdrehen die Augen.

Wenn ich dann nachfrage, welche Bilder noch bei dem Begriff auftauchen, dann kommt die Hängematte, der unvermeidliche Sonnenuntergang am Meer, eine Bergbesteigung, ein Guru. Jede/r im Team versteht darunter etwas anderes.

Ein Austausch darüber ohne eine allgemein akzeptierte Definition von Gelassenheit, macht keinen Sinn.
Andersherum: wenn der Begriff im Team geklärt ist, bekommt das Schwammige eine klare Kontur und Sprache. Es wird teilbar. Wenn man es denn möchte.

Das führt mich zu der Frage:

Wozu ist es nützlich, sich ab und an darüber auszutauschen?

Es ist ein – wie wir später sehen werden – strukturierter Austausch über die momentan empfundenen Betriebstemperaturen. Und die sind sehr individuell. Die Fähigkeit, sich über so etwas auszutauschen ist für Teams hilfreich: die Bilder, die man voneinander zwangsläufig hat, werden aktualisiert. Dies fördert beinahe mühelos ein neues Verständnis füreinander.

Was dabei hilft, ist die Schärfung des Begriffs. Äußerst hilfreich für meine Arbeit ist die Definition aus der Introvision.
Warum? Sie erweist sich schlicht als anschlussfähig.

Definition von Gelassenheit

Gelassenheit ist eine innere Verfassung und bedeutet, mühelos willentlich handeln zu können, ohne in innere Konflikte zu geraten.

Solche Momente haben wir alle auch schon erlebt, bevor wir diese Definition kannten. Ein Zustand, in dem du vollen Zugriff auf all dein Wissen, deine Fähigkeiten und deine Strategien hast, um die gegenwärtige Situation zu bewältigen. In der Computersprache: freier Zugriff auf alle Bereiche der Festplatte, bei hoher Schreib – / Lesegeschwindigkeit und der RAM ist ohne Konflikte.

Der Gegenpol ist Nicht – Gelassenheit als vorherrschende innere Verfassung. Sie ist das Ergebnis innerer Konflikte. Access denied.
Nicht – Gelassenheit ist Stress und zeigt sich durch körperliche Anspannung, mental – emotionale Erregung und in der Hemmung von notwendigen Handlung(en) im Außen, bis hin zur Selbstblockade. Die Übergänge sind dabei fließend. Beispiele für Nicht – Gelassenheit:

  • Im entscheidenden Moment fällt mir nicht das Richtige ein
  • Ich darf jetzt keinen Fehler machen!
  • Was muss ich jetzt sagen, damit er / sie xy tut?
  • Ich brauche seine Hilfe und traue mich nicht zu fragen. Er könnte denken, ich hab`s nicht drauf
  • Ich werde kritisiert und mein Puls rast
  • Ich grüble hinterher oft, was ich noch hätte erwidern können, als sie/er dies oder jenes sagte
  • Im Meeting habe ich mich nicht getraut, meine Punkte offen anzusprechen.


Die Unterscheidung zwischen Gelassenheit und Nicht – Gelassenheit ist sehr bedeutsam. Beide Zustände bringen völlig unterschiedliche Ergebnisse einer Situation hervor, sowohl auf der Sachebene, als auch auf der Beziehungsebene.

Das leuchtet rational sofort ein. Doch im täglichen TohuWabohu geht die eigene Gelassenheit auch mal ganz schnell in innere Nicht – Gelassenheit über.

Den Übergang bekommt man oft gar nicht mit.
Unter anderem auch deshalb, weil man keinen validen Maßstab dafür hat.

Der könnte helfen, viel früher zu bemerken, wann man in Richtung Selbstblockierung unterwegs ist.

Im nächsten Beitrag geht es um einen solchen Maßstab für die Betriebstemperatur.
Gelassenheit dekliniert: die Psychotonus – Skala (nach Prof. A. C. Wagner)

Nochmal auf Anfang: für Gelassenheit habe ich keine Zeit.

Hier schwingt ein großes Missverständnis mit: dass Gelassenheit etwas für die stille Stunde ist. Wenn es sie überhaupt gibt.

So hingeschaut ist klar, dass man Gelassenheit mit dem Aufwand von Zeit verknüpft. Zusätzliche Zeit, die bereits für elementarere Dinge meist fehlt.
Die Introvision versteht Gelassenheit als Momentaufnahme und nicht als Dauerzustand. Also die innere Verfasstheit beim Handeln in der gegenwärtigen Situation.
Auf diese Weise verstanden, wird der Begriff sehr praktisch und zu einer erlernbaren Ressource.

Wenn`s um Introvision geht, hat mein Kumpel allerdings nicht ganz unrecht: um sie im Alltag positiv nutzen zu können, benötigt es Lernzeit. Die ist überschaubar: 2 – 4 Wochen, eine Viertelstunde am Tag. Ab einem gewissen Punkt wird dann der Alltag zur eigentlichen Übung.

Du bemerkst viel früher, wann du dich unter Druck setzt und den Stressballon aufbläst. Du kannst ihm sofort die Luft wieder ablassen und weiter auf dein volles Potenzial zugreifen.

Wer dieses Inner Game einmal schätzen gelernt hat, wird damit aller Voraussicht nach weiterspielen wollen.

Ganz nebenbei: weniger innere Konflikte mit sich herumzutragen, setzt Energie frei. Bis zur Auflösung eines inneren Konflikts wandert ein beträchtlicher Teil mentaler Aktivität in das Nicht-Hinschauen. Konfliktumgehungsstrategien sind z.B. Ausblenden, Ignorieren oder Rationalisieren.

Würde dir das helfen? Dann lass uns gern gelassen reden.

Teilen auf

LinkedIn
XING